Die formale Abschaffung einer Diskriminisierung ist ungleich ihre Überwindung. Ich lasse mir diesen Umstand von Frantz Fanon in Black Skin, White Masks erklären:
„One day the White Master, without conflict, recognized the Negro slave (217). [...] Historically, the Negro steeped in the inessentiality of servitude was set free by his master. He did not fight for his freedom. [...] The Negro has not become a master. [...] The Negro is a slave who has been allowed to assume the attitude of a master. The white man is a master who has allowed his slaves to eat at his table“ (219).
Warum? Fanon argumentiert mit Hegel: „[...] human reality in-itself-for-itself can be achieved only through conflict and through the risk that conflict implies. This risk means that I go beyond life towards a supreme good that is the transformation of subjective certainty of my own worth into a universally valid objective truth“ (218).
Daher sein harsches Fazit: „The black man was acted upon. Values that had not been created by his actions, values that had not been born of the systolic tide of his blood, danced in a hued whirl around him. The upheaval did not make a difference in the Negro. He went from one way of life to another, but not from one life to another“ (220).
Ich verstehe seinen Aufruf, möchte seinen Imperativen Folge leisten. Wenn aber die Entideologisierung der Moderne zu größeren Denk- und damit: Gestaltungsfreiräumen führt - verfehlt Emanzipation dann nicht ihren ursprünglichen Zweck, ihren Handlungsimpuls, wenn ich in diese Freiräume bereits hineingeboren werde? Kehren wir dann nicht von unserem heutigen Emanzipationsverständnis ab? Sobald die „Aktion gesellschaftlicher und insbesondere politischer Selbstbefreiung“ ihre Forderungen durchgesetzt hat, fallen wir der nachfolgenden Generation gegenüber dann nicht zurück in den „Akt des Gewährens von Selbstständigkeit“? Dann schimmert die ursprüngliche Bedeutung des Begriffs durch: „Emanzipation stammt von dem lateinischen emancipare: einen 'Sklaven oder erwachsenen Sohn' aus dem mancipium, der 'feierlichen Eigentumserwerbung durch Handauflegen', in die Eigenständigkeit zu entlassen.“
Gründet hier, im Problem dieses privilegierten in die Welt „geworfen seins“ (Heidegger), die Irritation postmoderner Gefühlslagen? Fehlt einem vielleicht zwar nicht der Wille, das Wollen zum Handeln, aber der gelebte Zwang, das konkrete Müssen - die Empathie?
Emanzipation doppelt gedeutet
at 7.8.08 Posted under Denkschubladen: Bestandsaufnahme, die Postmoderne: historisiert, Ethik, Textonik
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