Deontologisierung

[Vor einer halben Ewigkeit mal unterwegs in Bus oder S-Bahn notiert:]

Der Verzicht auf jegliche Ontologie ist unvorstellbar. Kein Denken kommt ohne eine zumindest grobschlächtige Fest-Stellung von Bedeutung aus. Das Eingeständnis muss also lauten: Der Verzicht auf "objektive", imperative Ontologien bedeutet nicht der Verzicht auf Ontologien per se. Das Subjekt verlässt sich - gedanken-, ja: zwangsläufig - auf subjektive Ontologien, deren Grenzen und Reichweiten vom persönlichen Erfahrungshintergrund abhängig bleiben. Um's mit einem peinlichen Neologismus zu erfassen: Der Mensch denkt "sobjektiv". Er objekiviert das subjektiv Erfahrene als Weltwissen. Daher gilt es bei der Hinterfragung unserer "Erfahrungsontologien" wohl, nicht anti-ontologisch, sondern de-ontologisch vorzugehen: Wir müssen sie prozesshaft abbauen. Allerdings reicht kaum die intensivere Auseinandersetzung mit einem Gegenstand: Vorbedingung ist die Einsicht, dass diese Deontologisierung immer wieder nur vorläufiges Wissen produziert, grundsätzlich unabschließbar bleibt. Deontologiserung = Aufklärung?