Zwei Podcasts zur Postmoderne

Ohne große Worte - außer meiner ausdrücklichen Empfehlung! - der Hinweis auf zwei Podcasts mit einer ausgesprochen zugänglichen Perspektive auf postmoderne Denkansätze.

In "Vom Ende starrer Systeme" (vollständige Textfassung hier) behauptet das D-Radio: Den Menschen werden schon bald Modelle nur noch wenig bedeuten, die keine ausreichenden Begriffe und Vorstellungen zur Verfügung haben, um die augenblicklichen Wandlungen in der Lebens- und Gesellschaftsgestaltung zu erfassen, zu deuten und in die Zukunft hin zu verlängern.

Der Podcast "An den Schnittstellen von Geschichte und Geschichten" (Vollständige Textfassung hier) erinnert mich persönlich immer wieder an die perspektivische Doppeldeutigkeit dessen, was wir mit "Geschichte" zu bezeichnen versuchen: Mit dem Begriff verweisen nicht nur auf eine nach Wertneutralität strebende Wissenschaftsdisziplin, sondern indirekt auch auf die Struktur dieser vermeintlich faktischen "Geschichte". Sie ist und bleibt immer eine Erzählung, der eine Perspekive, eine Haltung, eine "dramatische Struktur" zugrunde liegt.

Die Einführung des D-Radio zum Podcast: Die Literatur ist ein Experimentierfeld für unendlich viele Spiegelungen dessen, was wir Wirklichkeit nennen. Das Diverse und Geschichtete der Wirklichkeit lässt sich mit literarischen Mitteln adäquater darstellen als mit wissenschaftlichen Vorgehensweisen. Der Schriftsteller kann sich im Gewand seiner literarischen Figuren zu dieser oder jener Position und Haltung, und auch Verfehlung und Irrationalität bekennen.
Der Wissenschaftler dagegen hat diese Möglichkeit zur Travestie, zum Spiel und Rollentausch nur sehr eingeschränkt. Er sieht sich zur Darlegung der Position, von der aus er spricht, zur argumentativen und rationalen Erörterung der beschriebenen und gedeuteten Wirklichkeit genötigt. Zugleich ist die heutige, telekommunikativ, ökonomisch, politisch und kulturell vernetzte Welt in jedem Augenblick als ganze in unserem Blick, so dass alle herkömmlichen strikten Aufteilungen und Zuteilungen von Wirklichkeitssegmenten zu den Wissenschaften hinfällig geworden sind.


Man höre - und staune!