Ein Magisterstudium bringt schon viele Freiheiten mit sich. Unter anderem eben auch die, dass man, sofern mit einem gewissen Maß an Neugier ausgestattet, mit vielen Ideen in Berührung kommt. Bleibt man sich dabei der eigenen Grenzen bewusst, darf man, ja: sollte! man immer wieder unruhestiftende Fragen stellen: Ab und an will man die Menschen doch in ihren verkrusteten Gewohnheiten provozieren. Solche (Denk)Bewegungen sind unverzichtbar, will man Engagement zeigen.
Auf der Suche nach Auswegen hat sich kürzlich Emanuel Richters Republikanische Politik. Demokratische Öffentlichkeit und politische Moralität (Rowohlt, 2004) in meine Hände gespielt. Ich gebe offen zu, dass ich nicht der Vertrauteste mit Demokratietheorien bin. Die Einleitung scheint trotzdem ein paar vielversprechende Gedanken bereitzuhalten. Ein zwei Auszüge daraus (S. 11-14):
Politik ist ein strategisches Erfordernis des kollektiven Regelungsbedarfs zwischen interagierenden Individuen, aber sie ist auch ein Element der Sinnstifitung und Selbsterfüllung jeder Person durch die Einbindung in die kollektiven Entscheidungsprozesse. [...]
Die republikanische Politik vefolgt damit unversehens die demokratische Stoßrichtung, aus fremdbestimmten Betroffenen selbstbestimmte Autoren der Politik zu machen. Politik wird an den Nimbus der sozialintegrativen Elemente kollektiven Lebens, an die normativ anspruchsvollen Gehalte der Volkssouveränität, an die moralischen und partizipativen Leitlinien politischer Praxis zurückgebunden. [...] Politik wird durch den Republikanismus gegen einen dirigistischen Paternalismus sensibilisiert, gegen vorgegebene Tugendkataloge und ideologische Fremdbestimmung immunisiert, gegen die Vereinnahmung des öffentlichen Lebens durch einseitige Imperative effizienter Herrschaft und funktionaler Erfordernisse der Regulierung und Steuerung geschützt. [...]
Der Republikanismus [...] ist eine Modell der kritischen öffentlichen Revision, das systemische Schwächen der Politik aufdeckt, intentionale Täuschungen über den Sinn und die Ziele des öffentlichen Lebens entlarvt, die Belastbarkeit von Leistungsprofilen der Bürger und der politischen Institutionen testet. [... Er] zehrt weniger vom historischen Erfüllungsanspruch eines inhaltlich fixierten Programms, sondern mehr von seiner immer wieder neu in die aktuellen Zeitkontexte zu übersetzenden Anschaulichkeit als Prüfungskatalog, mit dem sich die Erfüllung von Politik bewerten lässt. Republikanismus ist eine Form der kontextbezogenen, grundsätzlichen Reflexion über Politik. Der Republikanimus ist kein geschlossenes Modell einer bestimmten Herrschaftsform, sondern ein Set an Kriterien, denen sich die Akteure, Verfahren, Normen und Institutionen der Politik in Hinblick auf ihre Angemessenheit gegenüber den kollektiven Lebensformen überprüfen lassen.
Ob sich diese Gedanken als Ausweg anbieten?
Nächster Ausweg: Republikanismus?
at 11.2.08 Posted under Denkschubladen: Auswege, Republikanismus
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)