unzeitgemäß zitiert: Nietzsche

Meine bereits so oft vorgetragene, mich motivierende Sorge in Nietzsches Worten:

"Es mag das Erstaunlichste geschehen, immer ist die Schar der historisch Neutralen auf dem Platze, bereit, den Autor schon aus weiter Ferne zu überschauen. Augenblicklich erschallt das Echo: aber immer als 'Kritik', während kurz vorher der Kritiker von der Möglichkeit des Geschehenden sich nichts träumen ließ. Nirgends kommt es zu einer Wirkung, sondern nur wieder zu einer 'Kritik'; und die Kritik selbst macht wieder keine Wirkung, sondern erfährt nur wieder Kritik. Dabei ist man übereingekommen, viele Kritiken als Wirkung, wenige oder keine als Mißerfolg zu betrachten. Im Grunde aber bleibt, selbst bei sotaner 'Wirkung', alles beim alten: man schwätzt zwar eine Zeitlang etwas Neues, dann aber wieder etwas Neues und tut inzwischen das, was man immer getan hat. Die historische Bildung unserer Kritiker erlaubt gar nicht mehr, daß es zu einer Wirkung im eigentlichen Verstande, nämlich zu einer Wirkung auf Leben und Handeln komme: auf die schwärzeste Schrift drücken sie sogleich ihr Löschpapier [...] Gerade in dieser Maßlosigkeit ihrer kritischen Ergüsse [...] verrät sich die Schwäche der [post]modernen Persönlichkeit."

Friedrich Nietzsche, "Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben", in: Unzeitgemäße Betrachtungen, 5. Abschnitt.

Samuel Bechstein hat gesagt… said:

29. September 2008 um 23:36  

Das ist so richtig, dass Ich unglücklich werde, wenn ich dies lese.

Für mich ist Nitsche ein Rätsel, und ich meide ihn. Zu sehr kann man ihn auf zu vieles konträres beziehen.

Doch was bedeutet Kritik?
Laut Lexika: Beurteilung, Bewertung, Besprechung auch Beanstandung.

Und wie ist das, mit Nietsche. Ist er nicht selbst hier am kritisieren?

Entscheidend ist villeicht, die kategorie der "historisch neutralen" gegen die sich dieser Text richtet.

Und, wo sind sie die Radikalen?
Nitsche war einer. ein Radikaler. wie ist das denn heute in Funk und Fernsehn und Der Zeitung?

Wo sind sie, die neuen Radikalen?
Hab noch kaum einen kennengelernt.

Aber etliche eingebildete Pinsel, die sich dafür halten.
Laberköpfe die nur zergliedern, und das Leben nicht recht kennen.
Die stumm sind wenn sie reden, die glauben zu viel zu wissen, aber noch nichts erlebt haben.

Dummerweise wird sich von diesen worten wohl kaum jemad der dies ließt angesprochen fühlen.

Nein, ich doch nicht, aber der da.

Dazu meine ich:
Kritik ist dann schädlich, wenn es zu handeln gilt.

Kritik ist angebracht, wenn es nur ums Reden geht.
Die Kritik hier, ist Anregung, zum Disput, der zum Handeln führen soll!

Ohne das Endziel, der Handlung, der Umsetzung des besprochenen, ist alles Reden reines Hobby.

Es ist die Granate die nicht verschossen, oder positiver, die Tür die unverschlossen, und nicht geöffnet wird.

Was ist desweiteren die Alternative zur Kritik?
Schweigen?


Sorry, wenn ich etwas abgedriftet bin.
Passt aber im grunde zu dem Post, und kommt von Herzen.

Dazu ist Passend:

Die weniger verkopfte Variante dieser Zeilen formuliert Claudia – und sie trifft den Kern meines Anliegens: „Um nicht in der Verstörung der [postmodernen] Selbstlähmung zu verfallen“, schreibt sie, „ist es hilfreich, sich zu erinnern, dass der Impuls zum Handeln allermeist nicht aus der Analyse und Beschreibung von Welt entsteht, sondern aus der existenziellen Konfrontation mit ihr.“

Das der "existentiellen Konfrontation"
Vermisse ich überall, wo die Massenmmedien sind, und in Deutschland gelehrt wird. (Was die Lehre angeht, fehlt mir zugegebener Maßen der überblick)