Toleranz in Grenzen

Furchtbar vage, das, aber vielleicht kommt der Stein ins Rollen:
Ich verweigere mich inzwischen dem Versuch, der Kolonialismus und Imperialismus als „Schattenseiten“ der sich aufklärenden Moderne verstehen will. Anstelle einer Apologie: Sind sie nicht im Gegenteil diskursive Parallele, ergänzend und selbstverständlich, zum Kontrollimpuls über Natur und Globus? Denn rationalistischer Aufklärung und brutaler Fremddominanz gemeinsam ist die Sicht auf das Fremde / Unbekannte, das im weitesten Sinne assimiliert, d.h. erkannt, benannt, entzaubert zu werden verlangt.

Die Fortführung im heutigen Abwehrdenken gegenüber globaler Migration zeigt das überdeutlich, freilich in anderer Form und unter anderer Instanz. Wenige Gesten kristallisieren unsere Kälte so klar wie die Aufforderung zu mehr „Toleranz“ gegenüber „Ausländern“. Die linke Kritik an der kulturellen Berührungsscheue der Konservativen darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch ihr vorbehaltloses, offenes, interessiertes und verständniswilliges Entgegenkommen nur vermeintlich und bei Weitem herzlicher formuliert ist als es ausgelegt werden kann: Warum „kultivieren“ wir sonst unsere Rede von der „Toleranzgrenze“?

Samuel Bechstein hat gesagt… said:

28. September 2008 um 13:21  

Toleranz in grenzen?

Nichts innerhalb dieses Universums ist wohl grenzenlos.
Die Formulierung Toleranz in Grenzen, jedoch kann nur Kind schwammiger Politiker sein.

Die Bezeichnung Schattenseite.
Ist verwand damit.eine unterschwellige Entschuldigung.
Wer kennnt das nicht. Man hat schlechtes getan, ist sich dessen vage bewusst, und verdrängt es.
Weshalb? Grübeleien über vergangenes schlechtes führt zu nichts.
Nachdenken schon. Und, hat man seinen Fehler erkannt, dann strich drunter, und den Fehler in Zukunft versuchen zu vermeiden.
So Persönlich dies klingt, beim überpersönlichen Staatsapperat oder Unternehmen ist es wohl genau so.
Das ist eben die Schattenseite...
(stempel drauf)

Bekannterweise werden die Fehler des Kolonialismus, vorallem aber des Wirtschaftlichen Imperialismus nach wie vor begangen. Sehr dumm für uns. Und gravierende nachteilige Auswirkungen sind uns sicher.
Schattenseiten des Imperialismus, Unterwerfung und Ausbeutung der nicht technisierten Länder, Kontinente. Lichtseite und daraus resultierend, eine sich Aufklärende Moderne.
verkleinerte abhängigkeit von der Natur, höhere Lebenserwartung, schein Geborgenheit in den früchten des Technischen Fortschritts größerer handlungsspielraum der technisierten nationen.

Diskursive, also aufeinande aufbauende Paralelle?
Ich denke nein.
Eher ist es doch ein Brei, mit kaum ziehbaren Grenzen, was die Schatten und Lichtseiten angeht.
Der Euphemismus von Gut und Böse.

Diskursiv, sicherlich.
Was ist nicht Diskursiv?
Kontrollimpuls, den Menschen ureigen. Welche mächtigen Sozialisationen in der Geschichte haben anders gehandelt, als Frankreich in Algerien, die Briten in Indien, oder wir Deutschen in südwest Afrika? Nur durch den Technischen Fortschritt, und die diskrepanz in dieser Hinsicht zu den ausgebeuteten Völkern haben die Auswirkungen schlimmer und bedrohlicher gemacht, als sie je zuvor waren.
Ist rationalistische Aufklährung und brutale Fremddominanz nicht irgendwie gleich. Wissens Macht.

Warum sind wir denn so Kalt und häuchlerisch und reden von Toleranz gegenüber ausländern?
Weil wir ein Problem haben.
Diese Probleme verdängen, und gleichzeitig aus Furcht und Unkenntnis den Ball flach halten?
Ich vermute es, mit schlechtem Gefühl.

Doch was ist die Alternative zu "Toleranz in Grenzen"

Eine Sache der Wahrhaftigkeit, die Dinge klar zu benennen.

Doch was sagen? Und die Konsequenz?

Anonym hat gesagt… said:

9. Oktober 2008 um 15:28  

Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muß zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.
Goethe

Ist diese Toleranz gemeint? Diese Schwelle zur Anerkennung?