in Zukunft: Emanzipation

Ein Wortspiel gegen die vielen postmodernen, Sinn und Handeln aufschiebenden Wortspiele. Derrida hat mich während der Lektüre seiner "Schurken" darauf hingewiesen: die Zukunft ist nicht allein das, was auf mich, auf uns zukommt, woran wir Anteil haben werden, sondern auch das, was uns zukommt, also unsere Verantwortung ist und sein wird. Die Zukunft beginnt also spätestens heute, wenn nicht bereits gestern - sie ist im Jetzt verankert.

Warum ist dieser Emanzipationsgedanke versickert? Vielleicht ist sein Verlust der Preis, mit dem wir die die Konsolidierung zwischen Gesellschaft und Gesellschaftskritik erkauft haben. Die doppeldeutige, dialektische Disziplinierung - die Etablierung und Akzeptanz von Kritik, die im gleichen Zug aber auch ihre Eingrenzung und Entschärfung bedeutet - hat den politischen und sozialen Widerstand (die 68er und das Ende des Kolonialismus nach dem 2. WK fallen mir ein) in eine Konstruktion der wissenschaftlichen Akademie umgeformt: die Postmoderne.

Die diskursiven Auseinandersetzungen sind migiert (oder haben sich verdoppelt) und sind in die Politik (in Gestalt der Grünen) und in die Hochschule gezogen. Auf lange Frist haben sich die postmodernen Denker damit allerdings auch aus dem unmittelbar politischen Kontext gelöst. Die Vehemenz, das persönliche Betroffensein prägt ihre heutige Verfassung weitaus weniger als damals.

In der Regel lehren nicht mehr politsch engagierte Dozenten an der Universität; an ihrer Stelle findet man sich mit der realitätsentrückten Lehre des Hybriden und Unbestimmbaren konfrontiert. Mit ihren zeitaufwendigen Wortspielen begibt man sich auf sporadische Entdeckungsreisen, die trotz - oder gerade aufgrund - ihrer Radikalität immer wieder in das gewärmten Lehrstuhlbüro zurückführen. Nach vorne Denken, aber im Kreis handeln. Ihre Inkonsequenz outet sie als Edel-Anarchisten.

Eine unbedingte Forderung muss es daher sein, die vielen befreienden, aber dennoch: privilegierten Gedanken wieder in Bezug zu Alltag & Erfahrung zu setzen.