Die innere Aufruhr, die sich seit vorgestern nicht legen möchte, als Empörung zu vermitteln, ist und bleibt zu kurz gegriffen. Der Grundtenor der Gedanken, die mir meine Kopfordnung verwirren und die in ihrem Durcheinander nicht wörtlich festzuhalten vermag, ist vermutlich eine sehr leise Wut. Kaum hörbar, aber doch: es ist eine Wut, die nach ihrem angemessenen Ausdruck sucht. Aus Hilflosigkeit, zu der sich wohl auch Fassungslosigkeit und Entgeisterung untergemischt haben.
Dieser Imagefilm von Krauss-Maffei Wegmann ist kein Format, das sich das Recht auf Fiktion vorbehalten könnte: Krauss-Maffei Wegmann ist einer der führenden deutschen Waffenfahrzeughersteller.
Ich kann diese in sieben Minuten auf positive Clichées heruntergebrochene "Darstellung" militärischer Gewalt noch nicht einmal als „gewaltverharmlosend“ bezeichnen – weil sie rohe Gewalt schlicht und ergreifend weder zeigt noch beiläufig thematisiert. Diese Produktwerbung ist im Kern ein Meisterwerk vollendeter Dekontextualisierung: Gerade in seiner Gewaltlosigkeit führt sie ihrer Zielgruppe den Traum einer Macht vor, die trotz ihrer Gewaltlosigkeit ihre gewaltige Überlegenheit behauptet.
Und dieser Traum hätte suggestiver nicht bebildert werden können. Auch nach wiederholtem Abspielen kann ich Vergleichbarkeiten mit Blockbustern wie
Michael Bays Transformers, Bad Boys oder Michael Manns Heat nicht leugnen. Das Gefahrenszenario eines Truppeneinsatzes in Afghanistan wird auf das Lebensrisiko eines Indiana Jones im Simulationsmodus heruntergespielt. Die Bundeswehr als Hort kleiner Jungen, die ihre Suche nach dem Abenteuerlichen noch nicht aufgegeben haben. Im Gegenteil: Sie haben das Abenteuer zu ihrem Beruf gemacht. Gut, dass sie sich dabei auf Krauss-Maffei Wegmann als ihren verlässlichen Partner vertrauen können.
Dass Gewaltdarstellungen unserer Tage unglaubwürdig sind, ist keine Rede mehr wert. Auch auf Entrüstungen, wie abstumpfend sie auf unsere Wahrnehmung tatsächlicher, ge- und erlebter Gewalt wirken, reagiere ich mit resignierter Selbstverständlichkeit, abgestumpft, und verweise mit leerer, ungeduldiger Geste auf Susan Sontags Regarding the Pain of Others: Ist alles schon gesagt worden; wissen wir doch längst. Aber dass sich Werbung, die sich – vielleicht auch nur indirekt – auf die Realität des Kriegs bezieht, so kompromiss- und verantwortungslos der Fiktion anvertraut: Darf das wirklich sein?